Hier finden Sie interessante Artikel zum Thema Gesundheit
Text und Fotos: Mag. Konrad Forstinger, MSc.
In diesen beiden Videos erklärt Henry Schulze (Ofa) die Funktionsweise des Lymphsystems. Die unserer Meinung nach sehr guten Erklärungen helfen zum besseren Verständnis von Ödemen und zeigen, was man dagegen machen kann.
Youtube: Funktion des Lymphsystems (4 Min)
Youtube: Manuelle Lymphdrainage und Selbstmanagement (20 Min)
Text und Fotos: Mag. Konrad Forstinger, MSc.
Grafik: shutterstock_2014237235, Charlotte Watts Health
Text: Mag. Konrad Forstinger, MSc.
Auto: Mag. Konrad Forstinger, MSc., Bild: Axel Kock, https://de.123rf.com/profile_axelkock; 123rf 144216354
Das Iliosakralgelenk (kurz: ISG, SIG) befindet sich zwischen unserem Darmbein (Ilium) und dem Kreuzbein (Sacrum). Das beidseitig angelegte Gelenk gilt mit einer Gesamtbeweglichkeit von etwa 2° bzw. 2mm als äußerst straff und fest (Raj, 2022). Der kräftige Bandapparat limitiert die Beweglichkeit und gewährleistet so einen stabilen Beckenring, auf dem der gesamte Oberkörper verankert ist. Viele Menschen mit Rücken-, Becken-, Leisten- und Beinschmerzen verdächtigen ihr Iliosakralgelenk als Schmerzursache (O'Sullivan, 2007). Die medizinischen Berufsgruppen sind jedoch sehr gespalten, wodurch sich drei Denkschulen herauskristallisierten (Laslett, 2008):
Gruppe 1 erachtet den ISG-Schmerz als irrelevant bzw. als nicht möglich
Gruppe 2 vertraut auf die Injektion von Schmerzmittel ins Gelenk, um eine Beteiligung des ISG am Schmerzgeschehen belegen zu können
Gruppe 3 vertraut auf die manuelle Untersuchung der Beckengelenke, um eine Fehlfunktion des ISGs zu erkennen.
Meiner Ansicht nach kommt das ISG sehr wohl als Ursache für Leistenschmerz, Oberschenkelschmerz oder auch Rückenschmerz in Frage, jedoch seltener als vermutet. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen einer ISG-Blockade und einer Überbeweglichkeit im ISG. Blockaden verringern die Elastizität des Beckengürtels, wohingegen eine Überbeweglichkeit zur Überlastung des Kapsel-Band-Apparates führen kann. Frauen, die nach der Geburt ihres Kindes ISG-Schmerzen entwickeln, profitieren von gezielten Stabilisationsübungen deutlich mehr (Laslett, 2008) als von Beckenübungen ohne Fokus auf die Stabilität.
Grafik: Iliosakralgelenk, Shutterstock 1396375697
Inhalt: Konrad Forstinger, August 2023
Vor etwa 4 Millionen Jahren begann eine Gruppe von Menschenaffen (Australopithecus) ihren Lebensraum in den Bäumen zu verlassen. Das Leben am Boden brachte neue Herausforderungen und die Menschenaffen entdeckten den aufrechten Gang für sich.
Der menschliche Gang ist eine zyklische Bewegung, bei der der Körperschwerpunkt immer wieder nach vorne verlagert wird. Das Spielbein schwingt in der Luft nach vorne und verhindert durch seinen zeitgerechten Bodenkontakt als neues Standbein den schwerpunktbedingten Sturz. Danach beginnt das gleiche Spiel auf der anderen Seite.
Beim Gehen werden fast alle unserer 656 Muskeln sowie das gesamte Skelett beansprucht. Neben der offensichtlichen Vorwärtsbewegung schwingt der Körper ebenfalls nach seitwärts und bewegt sich rhythmisch nach oben und unten.
Bis zur Entdeckung von Jean-René Cazalets war man der Meinung, dass Gehen eine Leistung unseres Gehirns sei. Cazalets bewies jedoch, dass unser Gehirn lediglich einen Start- und Stoppimpuls an das Rückenmark sendet, und sich unser Gangbild folglich selbständig im Rückenmark organisiert. Ist unser Motor einmal angeworfen, setzen wir automatisch einen Schritt vor den anderen, so lange bis unser Gehirn die Bewegung stoppt.
Aus diesem Grund haben wir beim Gehen genügend Gehirnkapazität frei, um angenehmen Gedanken nachzuhängen oder schwierige Entscheidungen zu überdenken (vgl. Bertram Weißhaar). Darüber hinaus regt Gehen die Neubildung von Nervenzellen im Hippocampus an. Der Hippocampus ist eine Gehirnregion, die für das Lernen maßgeblich verantwortlich ist (vgl. Gerd Kempermann).
Empfehlungen zum Gehen
75-150 Minuten straffes Gehen pro Woche oder 150-300 Minuten sanftes Gehen pro Woche
Gehen an mehreren Tagen pro Woche
Mindestens 10 Minuten pro Einheit
Inhalt: Konrad Forstinger, 2023
Moortherapien werden in beinahe allen europäischen Ländern bei Störungen des Bewegungssystems eingesetzt. Behandlungen mit Moor reduzieren die Steifigkeit von abgenutzten Gelenken, verringern Schmerzen und steigern so die Lebensqualität (Mennuni, 2021).
Die positiven Effekte einer Moortherapie setzen nicht konstant ein, sondern entwickeln sich wellenförmig vorwärts. Das Gefühl einer kurzzeitigen Verschlechterung der Beschwerden ist eine normale Kurreaktion, wobei das Reaktionsmuster bei Moortherapien durchaus stark sein kann. Zu den typischen Reaktionen zählen Muskel- und Gelenksschmerzen sowie Müdigkeit.
Foto: Moorteich im Gmöser Moor
Die Moorbildung ist nur bei ausreichend feuchtem und gemäßigtem Klima möglich. Unter idealen Bedingungen wächst die Moorschicht 1mm pro Jahr. Therapeutisch verwendetes Moor zeichnet sich durch seine hohe Wärmehaltung aus. Die einmal im Moorkessel aufgenommene Wärme wird sehr lange im Moorschlamm gespeichert und kontinuierlich an den Körper abgegeben (Hildebrandt, 1985).
Vom chemischen Standpunkt aus betrachtet überwiegt der Anteil an organischen Stoffen im Moor. Die sog. Bitumenfraktion der Torfe umfasst Wachse, Harze und Fette mit östrogenen Wirkstoffen. Diese stammen aus den Blütenständen alter, Moorpflanzen. Huminsäure stellt ein weiteres medizinisch relevantes Produkt der Vertorfung von Pflanzen dar (Hildebrandt, 1985).
Lokal angewendete Moorpackungen führen durch Entspannung der Gefäßmuskulatur sowie durch reflektorische Gefäßerweiterung zu einer Durchblutungssteigerung. Über segmentale Verbindungen im Rückenmark werden selbst Organe verstärkt durchblutet. Moorpackungen wirken vor allem durch eine örtliche Stoffwechselsteigerung, einen angeregten Lymphstrom sowie durch Beruhigung der Nervenendigungen (Mennuni, 2021; Hildebrandt, 1985).
Die Moortherapie gilt als Stimulations- und Regulationstherapie: Neben den unmittelbaren Effekten durch die Anwendung (spezifische Reaktion) wird unser inneres Milieu durch Moorbäder zu einer Neuausrichtung veranlasst (unspezifische Reaktion). Diese Anpassungen betreffen das vegetative Nervensystem sowie das Hormonsystem (Hildebrandt, 1995). Entzündungsfördernde Zytokine (u.a. TNF-α) werden zurückgedrängt und anti-entzündliche Peptide/Hormone gefördert (u.a. IGF-1, Cortison) (Gálvez, 2018). Somit wirken Moortherapien komplex und innerhalb mehrerer Regelkreise des Körpers.
Inhalt und Foto: Konrad Forstinger, 2022
59% der Österreicher zwischen 14 und 70 Jahren fahren Ski (WKO 2016). Seit den 1970er Jahren konnte die Unfallhäufigkeit auf Österreichs Pisten von 8 auf 1 Verletzung je 1000 Skitagen gesenkt werden. Wenn es dennoch zu einer Verletzung kommt, betreffen 60% der Skiunfälle die Kniegelenke, und 20% aller Skiunfälle enden mit der Ruptur eines unserer beiden vorderen Kreuzbänder (Posch 2020).
Kreuzbandverletzungen können in jeder Altersgruppe auftreten, nichtsdestotrotz sind junge Erwachsene am häufigsten von dieser typischen Sportverletzung betroffen (Alsubaie 2021). In 98% der Skiunfälle reißt das vordere Kreuzband gänzlich ohne Fremdeinwirkung – die Ruptur entsteht meist durch rasche Richtungs- und Belastungswechsel, durch unkontrollierte plötzliche X-Bein-Stellung oder durch massives Überbiegen bzw. Überstrecken des Kniegelenks (Davey 2019).
„The Sliding Edge-Catch“
Ein neu aufgedeckter und dennoch häufiger Unfallmechanismus wurde von Spörri untersucht: Eine Person kommt auf der Piste unverletzt zu Sturz und rutscht mit den Skiern voran talwärts (slide). Um das Abrutschen zu stoppen, wird die Innenkante des obenliegenden Talskis in den Schnee gesetzt. Die Kante greift (edge-catch) und überrascht die nicht aktivierte Kniemuskulatur. Eine massive Innenrotation mit Biegung führt zur Ruptur des Kreuzbandes. Spörris Empfehlung lautet: „When you are down, stay down“.
Foto: 123rf.com
Die folgenden Faktoren (Spörri 2016) begünstigen Verletzungen des Kreuzbandes im Skisport
Interessierte können den ganzen Artikel unter www.pubmed.ncbi.nlm.nih.gov („How to Prevent Injuries in Alpine Ski Racing“) nachlesen.
Inhalt: Konrad Forstinger
Mit dem Begriff Beckenboden wird ein komplexes System aus Muskelschichten und Bindegewebe im Dammbereich bezeichnet. Der Beckenboden bildet den unteren Abschluss unseres Beckens und trägt unsere Organe gegen die Schwerkraft. Das Muskelsystem ist jedoch nicht geschlossen, sondern führt den Mastdarm, die Harnröhre und bei Frauen zusätzlich die Scheide nach außen. Die dem Beckenboden aufliegenden Beckenorgane kontrollieren die Harn- und Stuhlspeicherung, scheiden unsere Exkremente aus und ermöglichen uns Sexualität, Schwangerschaft und Geburt.
Wie auch andere Muskelgewebe im Körper kann unser Beckenboden normal, zu stark oder zu schwach gespannt sein. Insbesondere können Verspannungen des Beckenbodens zu chronischen Beckenschmerzen führen (vgl. Hanzal, 2015). Zu wenig Kraft und Spannung der Beckenbodenmuskulatur kann demgegenüber zum Absinken der Beckenorgane und zu ungewolltem Harnverlust führen. Harnverlust steht bei Frauen eher in Verbindung mit einer Beckenbodenschwäche, wohingegen der Harnverlust bei Männern eher einer Funktionsstörung des Harnröhrenschließmuskels oder der Blase zugeordnet werden kann (vgl. Harpf-Hadeyer, 2021).
Illustrationen: 123rf.com (modifiziert von Forstinger)
Sensomotorisches Training bei ungewolltem Harnverlust (für Frauen und Männer)
Ein gut funktionierender Beckenboden lässt sich präzise und differenziert ansteuern bzw. anspannen. Das sensomotorische Training (Koordinationstraining) soll die notwendige Wahrnehmung im urogenitalen Bereich schulen.
So geht’s: Stell dir vor, wie du beim Harnlassen den Harn zurückhältst, aber nur mit 10% deiner zur Verfügung stehenden Rückhaltekraft. Diese geringe Spannung soll ausschließlich vorne im Bereich der Harnröhre zu spüren sein, die Aftermuskulatur darf nicht mitarbeiten. Es soll kein Heben von Vagina oder Peniswurzel auftreten. Das An- und Entspannen erfolgt im 1- oder 2-Sekunden-Takt. Mache ca. 4 Intervalle mit 60 Sekunden Übungszeit und dazwischen 30 Sekunden Pause. Trainiere 1-2x täglich.
Wichtig: Das Unterbrechen des Harnstrahls dient nur der Vorstellung und soll nie wirklich praktiziert werden. Pipi-Stopp ist keine Übung, sondern schadet der Blase.
Text: Mag. Konrad Forstinger, MSc.
Mit jährlich 6000 Neuerkrankungen (Stand 2018, Statistik Austria) ist Prostatakrebs noch vor Lungenkrebs die häufigste Tumorerkrankung österreichischer Männer. Die Gesellschaft für Urologie empfiehlt die Vorsorgeuntersuchung ab dem 45. Lebensjahr. Dabei wird neben einem völlig schmerzfreien Tastbefund auch der PSA-Wert im Blut gemessen.
Bei Krebsnachweis mit OP-Entscheidung wird die Prostata einschließlich der Bläschendrüse und einschließlich des inneren Harnröhrenschließmuskels vollständig entfernt (radikale Prostatektomie). Nervenfasern können durch die notwendige Gewebsentfernung geschädigt werden. Daraus ergeben sich folgende zwei Hauptprobleme in der Genesungsphase (vgl. Ide 2012, Schmuck 2021).
Illustrationen: 123rf.com (modifiziert von Forstinger)
Moorbad Gmös startet mit 12. November 2021 eine Reha-Gruppe für Männer nach Prostata-OP. Die Kleingruppe unter physiotherapeutischer Anleitung trifft sich 1x wöchentlich für 1 Stunde über 8 Wochen hinweg. In dem aufbauenden Kurs wird ein Trainingsplan für den Beckenboden erarbeitet. Zudem empfehlen wir einen Einzeltermin circa 5 Wochen vor der OP. Dabei lernt man den Harnröhrenschließer auf seine zukünftige Aufgabe vorzubereiten (vgl. Goonewardene 2018, Milios 2019). Bei Interesse zur Teilnahme melden Sie sich bitte telefonisch unter 07613 / 2614.
Text: Mag. Konrad Forstinger, MSc.
Unser heute gebräuchliches Wasserklosett wurde im späten 16. Jahrhundert in England erfunden und breitete sich von dort über die europäischen Königshöfe auf dem ganzen Kontinent aus. Das moderne WC brachte großartige hygienische Verbesserungen mit sich, änderte jedoch auch plötzlich
unsere Körperhaltung während des Stuhlgangs. Anstatt während der Defäkation am Boden zu hocken, sitzen wir heute aufrecht wie auf einem
Bürosessel. In dieser geraden Haltung beträgt der Winkel (vgl. anorektaler Winkel) zwischen Oberschenkel und Oberkörper etwa 90°, was wiederum zu einer Knickbildung im Enddarm führt (Sakakibara, 2010). Stärker gebeugte Hüften begradigen hingegen den Darm und das Absetzen des Stuhls gelingt einfacher (Sikirov, 2003). Ein ungünstiger anorektaler Winkel sowie Zeitknappheit verleiten uns häufig zu starkem Pressen am WC. Durch Pressen steigt jedoch gleichzeitig die Spannung in der Beckenbodenmuskulatur und der Stuhlabsatz wird nochmals erschwert.
Wenn du an Hämorrhoiden oder hartem Stuhlgang leidest, können die folgenden Hinweise hilfreich sein.
Illustrationen: 123rf.com (frei übersetzt von Forstinger)
Text: Mag. Konrad Forstinger, MSc.
Im Dezember 2020 bremste Österreich in den dritten Corona-Lockdown. Abseits der gewünschten Eindämmung von Infektionsketten sind leider auf negtive gesundheitliche Folgen von Isolation und Abschottung möglich. Neben Angstzuständen und Stress tritt körperliche Inaktivität gehäuft auf (vgl. Brooks, 2020). Der Italiener Maugeri erforschte den sehr positiven Effekt von Bewegung auf die Fähigkeit Stress, Angst und schlechte Stimmung während eines Lockdowns zu bewältigen (vgl. Maugeri, 2020).
Entgegen der italienischen Studie, wonach die wöchentliche Bewegungszeit im Lockdown um ein Drittel sank, treffe ich diese Tage in der Natur so viele Menschen wie nie zuvor. Selbst auf entlegensten Hohlwegen stoße ich auf Geher aller Altersgruppen. Eine kräftige Fußmuskulatur unterstützt beim Gehen das Fußlängs- und Fußquergewölbe, hilft der Stabilität des Fußes und absolrbiert Stoßbelastungen (vgl. Sulowska, 2016).
Die zwei in Bildern dargestellten Fußmuskelübungen eignen sich perfekt für das Training zu Hause.
(1) Kurzer Fuß: Bei dieser klassischen Fußübung nehmen Sie Bodenkontakt mit Ferse, Großzehenballen und Großzehe auf. Ziehen Sie dann den Vorfuß in Richtung Ferse. Die Zehen sollen weder krallen noch soll der Bodenkontakt an den drei Punkten verloren gehen. Üben Sie in 20-30 Wiederholungen, um das Fußlängsgewölbe zu stärken. Tipp: Starten Sie im Sitzen und lassen Sie die Socken angezogen. Dadurch rutscht der Ballen besser am Boden.
(2) Vele's Forward Lean: Benannt nach dem tschechischen Erfinder dieser Übung kräftigt die Vorwärtsneige vor allem das Fußquergewölbe. Stellen Sie sich lotrecht und gerade hin, dann neigen Sie den Körper langsam nach vorne ohne den Bodenkontakt mit den Fersen zu verlieren. Üben Sie in 20 - 30 langsamen Wiederholungen.
Verantwortlich für Bild und Text: Mag. Konrad Forstinger, MSc.
Bereits im Alter von 7 Jahren beginnen wir Vorzüge für spezifische Schlafpositionen zu entwickeln. Der Gewinner unter den Schlafpositionen ist eindeutig die Seitenlage (vgl. Gordon, 2007): Etwa 70% der Erwachsenen verbringen den Großteil der Schlafzeit als Seitenschläfer. Die Rückenlage wird von rund 12% genutzt, wohingegen die Bauchlage (6%) sowie die aufrecht sitzende Schlafposition (3%) die Schlusslichter bilden.
Viele Untersuchungen zeigen, dass eine normale Ausrichtung der gesamten Wirbelsäule während des Schlafes zur Entspannung und Schmerzfreiheit beiträgt. Die Rückenlage bietet zudem den Vorteil der größtmöglichen Körpergewichtsverteilung auf der Liegefläche. Dennoch gewährleistet auch die Seitenlage die Einnahme einer geraden Wirbelsäulenhaltung. Die Bauchlage wird am häufigsten mit haltungsbedingten Schmerzen in Verbindung gebracht (vgl. Desouzart, 2016).
Bist du Rückenschläfer (Illustration 1), dann schiebe in Rückenlage deine Hand mit der Handfläche nach unten zwischen Lendenwirbelsäule und Matratze. Die Hand soll noch gut bewegt werden können ohne dabei einen Spalt wahrzunehmen. Ein Spalt deutet auf eine zu harte Matratze hin – ein hoher nötiger Kraftaufwand ist Hinweis für eine zu weiche Matratze. Die ideale Matratze unterstützt die Wirbelsäule in ihrem S-Verlauf.
In Seitenlage (Illustration 2) soll die Wirbelsäule waagrecht verlaufen. Die Matratze soll auf der ganzen Körperseite, also auch auf den Rippen und der Flanke, gut spürbar sein. Stellen mit geringem Matratzenkontakt oder Spalt deuten auf eine zu harte Matratze hin. Spürt man den Lattenrost durch Matratze durch ist diese eindeutig zu weich.
Mein Tipp: Zur Vergrößerung der Unterstützung deiner Wirbelsäule kannst du probehalber eine kleine Handtuchrolle im jeweiligen Spalt platzieren.
Autor: Mag. Konrad Forstinger, MSc
Der Spannungszustand eines ruhenden Muskels wird als Ruhetonus bezeichnet. Liegt man entspannt im Bett, hat die Nackenmuskulatur einen niedrigeren Ruhetonus als sitzend mit starrem Blick in den Fernseher. Bei Bewegungslosigkeit verfestigt sich die Nackenmuskulatur zu einer zähen Muskelmasse. Dadurch kann das Kopfgewicht mit geringerem Energieaufwand gehalten werden [vgl. Masi, 2008]. Dieses energieschonende ‚Einsteifen‘ eines Muskels (Thixotropie) setzt nach ca. 30 Minuten Bewegungslosigkeit ein, wird aber bereits nach wenigen Bewegungen wieder vollständig aufgelöst [vgl. Laube, 2014].
Muskelschmerzen und Verspannungen
Wird ein Körperteil über einen zu langen Zeitraum nicht bewegt treten neben dem Einsteifen auch Durchblutungsstörungen der Muskelmasse auf [vgl. Laube, 2004; Mense, 2014]. Während eines klassischen Büroarbeitstages kann durch fehlende Bewegung die Durchblutung eines Muskels sinken, sodass brennende Schmerzen auftreten. Bei sitzenden Berufen sind meist die Schulterblätter, der Nacken oder die Lendenwirbelsäule betroffen. Die Schmerzen erinnern häufig an Verspannung, Verkrampfung oder Müdigkeit. Die Beschwerden nehmen im Tagesverlauf zu, nächtliche Schmerzen treten selten auf [vgl. Stam in Westerhuis, 2011].
Mein Tipp
Wenn sie berufsbedingt sitzen oder einfach nur gerne lesen oder fernsehen, sollten sie das natürliche Einsteifen des Körpers nicht überbeanspruchen. Zum Wiederherstellen der Muskel- und Sehnendurchblutung reichen einige kleine, dafür aber regelmäßige Unterbrechungen der Routine.
Igeln sie sich vorne zusammen. Dabei bewegen sie auch ihre Schulterblätter nach vorne und rollen den Kopf ein. Danach richten Sie sich auf, ziehen die Schulterblätter nach hinten und legen den Kopf in den Nacken. Machen Sie 5 Wiederholungen am Stück, dreimal vormittags und dreimal nachmittags.
Autor und Fotos: Mag. Konrad Forstinger, MSc.
Cervicogener Kopfschmerz
Kopfschmerzen können als Symptom einer Krankheit (z.B. grippaler Infekt) oder auch als eigenständiger Schmerz (z.B. Migräne) auftreten. Mediziner sprechen vom cervicogenen Kopfschmerz (lat. Cervix = Nacken, Hals), wenn die Ursache der Schmerzen in der Halswirbelsäule zu finden ist (vgl. May in Lüdtke, 2020). Etwa 2,5% der Menschen leiden an dieser Kopfschmerzform (vgl. Howard, 2015).
Cervicogene Kopfschmerzen beginnen meist im Nacken, breiten sich jedoch häufig zur Stirn, zum Ohr oder bis in den Schulterbereich einer Körperhälfte aus. Die Schmerzen werden als dumpf-drückend bis hin zu ziehend beschrieben (vgl. Khalili, 2020). Die Ursache des „Nackenkopfschmerzes“ liegt in einer Bewegungsstörung der oberen Halswirbelsäule. Über die drei oberen Halsnerven (C1-C3) steht dieser Wirbelsäulenabschnitt mit dem den Kopf versorgenden Trigeminus-Nerv in Verbindung, was schlussendlich kopfschmerzrelevant ist (vgl. Gaul in Lüdtke, 2020). Die Medizin kennt viele verschiedene Kopfschmerztypen. Meist reicht ein ausführliches Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt um Behandlungswege festzulegen.
Mit diesen zwei Übungen verbesserst du die Beweglichkeit deiner oberen Halswirbelsäule. Beachte, dass die Übungen nie unter Schmerzen ausgeführt werden sollten.
Übung 1: Neige den Kopf zur Seite. Die Nase soll nicht von der Mitte abweichen, somit weist die Nasenspitze immer exakt nach vorne.
20 Wiederholungen je Seite. Beginne erst mit Übung 2, wenn Übung 1 gut gelingt.
Übung 2: Kippe den Kopf wieder in Seitneige. Von dieser Position ausgehend drehst du nun den Kopf zur Gegenseite.
Beispiel: Seitneigung nach rechts > die Seitneigung halten > den Kopf nun zusätzlich nach links drehen.
20 Wiederholungen je Seite.
Autor und Fotos: Mag. Konrad Forstinger, MSc.
Autor und Fotos: Mag. Konrad Forstinger, MSc
Schlafende Finger
Nachts schlafen die meisten Menschen. Zudem schlafen auch die Finger von 1% aller Männer und 6% aller Frauen aufgrund eines vorliegenden Karpaltunnelsyndroms (CTS) (Quelle: Martins et al., 2017). Bei CTS gerät der Mittelarmnerv (Nervus Medianus) auf der Handflächenseite des Handgelenks im Karpaltunnel unter Druck. Mögliche Risikofaktoren für das Auftreten dieses häufigen Kompressionssyndroms sind Verletzungen bzw. Überbeanspruchung des Handgelenks und Grunderkrankungen wie Rheuma oder Diabetes. Häufig entstehen die Gefühlsstörungen in den ersten drei Fingern (Gefühllosigkeit, Brennen, Kribbeln) jedoch ohne ersichtlichen Auslöser. Ihr Hausarzt kann sie nach der Diagnosestellung über Therapiemöglichkeiten aufklären.
Hier 3 Tipps zur ergänzenden Selbstbehandlung:
1) Selbstbehanndlung durch Massagegriffe am Unterarm
Massieren sie sanft mit ihrem Daumen der anderen Hand muskuläre Verhärtungen auf der Kleinfingerseite ihres Unterarmes. Legen Sie besonderes Augenmerk auf Verspannungen in Ellbeugennähe. Massieren sie sanft mit ihrem Daumen der anderen Hand muskuläre Verhärtungen auf der Kleinfingerseite ihres Unterarmes. Legen Sie besonderes Augenmerk auf Verspannungen in Ellbeugennähe (siehe Foto unterhalb).
2) Ruhigstellung des Handgelenks nachts
Stellen Sie das Handgelenk nachts mit Hilfe eines Lineals und einer Bandage ruhig. Dadurch verhindern sie ein unwillkürliches Abbiegen des Handgelenks über einen längeren Zeitraum. Im orthopädischen Fachgeschäft können Nachtlagerungsschienen erworben werden.
3) Mobilisation des Mittelarmnerves im Handgelenk
Legen Sie den Arm auf die Tischplatte und wechseln sie zwischen den beiden Bewegungen (siehe Fotos). Bild 1 zeigt ein hochgehobenes Handgelenk mit Faustschluss. Bild 2 zeigt ein abgesenktes Handgelenk mit gestreckten Fingern. Machen Sie 20 Wiederholungen 2x täglich um den Mittelarmnerv in Bewegung zu versetzen.
Autor und Fotos: Mag. Konrad Forstinger, MSc
Wissen ist schmerzfrei teilbar
Schmerzen sind eine sehr individuelle Wahrnehmung unseres Gehirns. Aufgrund der hohen Unterschiedlichkeit der Schmerzwahrnehmung zwischen uns Menschen sind weder die Schmerzstärke noch die Auswirkung von Schmerz eindeutig messbar oder vergleichbar.
Foto: Lora Forstinger
Eine heute gängige Definition von Schmerz hat folgende Inhalte (vgl. Williams AC., 2016):
- Quälende, Besorgnis erregende Erfahrung;
- Tatsächliche oder drohende Gewebeschädigung;
- Schmerzanteile aus Nervensensoren, Gefühlen und Gedanken.
Akutschmerzen treten bei Stimulation von speziellen Nervensensoren (Nozizeptoren) auf und dienen dem betroffenen als nützliche Warnmelder vor Gewebsschädigung. Mithilfe des Akutschmerzes wird beispielsweise der frisch verletzte Daumen ruhiggestellt sodass die Wundheilung beginnen kann.
Manchmal dauern die Schmerzen jedoch länger an oder verstärken sich sogar, obwohl das Verletzungsgebiet bereits vollständig ausgeheilt ist. Chronische Schmerzen nennt man Schmerzwahrnehmungen, die sich von der eigentlichen Ursache (Daumenverletzung) losgelöst haben. Chronifizierte Schmerzen entstehen durch Anpassung von Schmerzverarbeitungszentren im Gehirn, haben jedoch nichts mit einer psychiatrischen Krankheit oder Einbildung zu tun (vgl. Egan Moog M., 2011).
Risikofaktoren für chronische Schmerzen (vgl. Luomajoki H., 2018):
- Angst vor Schmerz bei Bewegung;
- Vermeidung von Bewegung;
- Depressive Verstimmung;
- Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, juristische oder familiäre Probleme;
- Fehlender Glaube daran, selbst etwas gegen die Schmerzen tun zu können;
- Glaube, dass Schmerz immer Gefahr bedeutet (Informationsdefizit);
- Negative Überbewertung der Situation (Katastrophisieren).
Autor: Mag. Konrad Forstinger, MSc
Video: Schmerzen verstehen und wissen, was dagegen zu tun ist (John Hunter Hospital, Australien; Schweizer Paraplegiker Stiftung)
Autor: Mag. Konrad Forstinger, MSc.
Gehschule für Erwachsene
Das menschliche Gangbild wird erst durch ein komplexes Zusammenspiel von unzähligen Muskeln, Gelenken, Bindegeweben und Nerven möglich. Der einzelne Schritt am Boden kann zum besseren Verständnis in seine drei Hauptphasen unterteilt werden:
1) Erstkontakt: Nachdem das Bein in der Luft nach vorne gebracht wurde erfolgt der Erstkontakt des Fußes mit dem Boden durch die Ferse.
2) Mittlere Standphase: Die gesamte Fußsohle hat nun Bodenkontakt.
3) Schlussphase: Das Gewicht verlagert sich nach vorne auf die Großzehe, und die Ferse wird vom Boden abgehoben.
Die Schlussphase nimmt meiner Ansicht nach eine besonders wichtige Rolle im Gangbild ein. Wenn sich die Ferse vom Boden abhebt verlagert sich das Körpergewicht zuerst auf den Großzehenballen, und in Folge auch auf die Großzehe selbst. Erst durch einen festen Kontakt der Großzehenbeere mit dem Boden spannt sich das Fußgewölbe ausreichend an um ein flüssiges, reaktives Gehen zu ermöglichen. Wird diese letzte Gangphase nicht kraftvoll genug umgesetzt verändert sich das Gangbild grundlegend (vgl. Hessert 2005, Qian 2013).
Der folgende Videoclip veranschaulicht den Unterschied zwischen einer ausreichend kraftvollen und einer passiven Großzehenabdruckphase (Toe-off-Phase).
Autor: Mag. Konrad Forstinger, MSc. (2019)
Stante Pede - vom richtigen Stehen
Der menschliche Körper ist flexibel und toleriert unglaubliche Belastungen. Erwachsene heben ihre Hauskatzen mit runden Rücken hoch – und nichts passiert. Eine gute Haltung gewinnt jedoch mit dem Zeitraum der Belastung an Bedeutung. So ist es beispielsweise ratsam, während des 30-minütigen Fachgesprächs am Messestand immer wieder die passive Standhaltung zu verlassen und sich einige Minuten in den aktiven Stand zu bewegen. Das entlastet die Gelenke und Bänder der Wirbelsäule und beugt haltungsbedingten Schmerzen vor.
Der passive Stand (A) zeichnet sich durch höhere Belastung der passiven Strukturen (Bandscheiben, Bänder) aus. Da zum passiven Stehen weniger Muskelaktivität nötig ist wird er kurzfristig als angenehm wahrgenommen. Möchten sie passiv stehen, dann strecken sie ihre Knie maximal nach hinten durch und lassen das Becken nach vorne fallen. Automatisch verlagert sich die Hauptbelastung von der Ferse zum Fußballen. Die Krümmungen der Wirbelsäule verstärken sich unnatürlich.
Der aktive Stand (B) wird ebenfalls durch Schwerpunktverlagerung erreicht. Versuchen sie dazu anstatt des Fußballens mehrheitlich die Ferse zu belasten. Automatisch bewegt sich das Becken etwas nach hinten (vgl. Lotlinie in Grafik). Die Knie werden nicht völlig überstreckt sondern in eine gerade Mittelposition gebracht. Durch die bessere Beckenposition verlängert sich die Wirbelsäule automatisch und nähert sich der natürlichen S-Krümmung an.
Wenn sie längere Zeit stehen müssen kann es hilfreich sein, gezielt zwischen diesen beiden Haltungsarten zu wechseln.
Einfluss des Unterbrustbandes des Büstenhalters auf die thorakale Beweglichkeit in der Sagittalebene:
Eine Klinische Studie
Master Thesis zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science im Universitätslehrgang Musculoskeletal Physiotherapy; Eingereicht von Mag. Konrad Forstinger, BSc.; Matr.Nr.: 0055607; Zentrum für Medizinische Spezialisierungen an der Donau-Universität Krems
Betreuerfachgutachter: Dr. Nikolaus Klepp; Fachbegutachter/in: Barbara Kern, PT MSc; Uni.-Prof. Mag. Dr. PhDr. Wilhelm Frank; Begutachter: Univ.-Prof. Dr. Stefan Nehrer;
Laakirchen, 4. Jänner 2017
Abstract (deutsch)
Einführung: Frauen berichten in Therapiesituationen häufig von Schmerzen in der Brustwirbelsäule und dem Thorax, die mit dem Tragen von Büstenhaltern (BH) in Zusammenhang stehen. Das oftmals feste Endgefühl beim Springing-Test (P/A-Test) auf Höhe des Unterbrustbandes (UBB) des BHs gab Anstoß zur Hypothesenbildung. Bis dato gibt es keine Untersuchungen die sich mit der Auswirkung des UBB auf die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule (BWS) auseinandersetzen. Methodik: 29 gesunde BH-Trägerinnen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren nahmen an der Studie teil. Die Lokalisation des UBB an der BWS wurde auf der Haut markiert. Dann wurde die Beweglichkeit der BWS in der Sagittalebene mit einem Kypholordometer erhoben, wofür jede Probandin in flektierter, extendierter und neutraler Sitzposition vermessen wurde. Die Beweglichkeit je Messsegment errechnete sich aus der Winkeldifferenz einer Flexions- und einer Extensionskurve. Als Nebenmessparameter wurde die Spannungsstärke des UBB mit einer modifizierten Hängewaage erfasst. Ergebnisse: Entgegen den durch den P/A-Test ausgelösten Erwartungen weist das Messsegment des UBB stets (p=0,005) die höchste Beweglichkeit (UBB 6,21°) im Vergleich zu seinen Nachbarsegmenten (oberhalb des UBB 4,14°; unterhalb des UBB 6,02°) auf. Zudem korreliert die Körbchengröße, stellvertretend für die Brustgröße, positiv mit der Spannungsstärke des UBB (Mittelwert 910g). Darüber hinaus konnte ein positiver Zusammenhang zwischen der Zugstärke des UBB und dem Ausmaß der Beweglichkeitszunahme im UBB-Messsegment nachgewiesen werden. Schlussfolgerungen: Die Beweglichkeitszunahme der BWS auf Höhe des UBB ist in der Sagittalebene höchst signifikant nachweisbar und fachlich bemerkenswert. Folgen dieser lokalen Hypermobilität können mitunter eine vergrößerte neutrale Zone (Panjabi 1992) und Funktionsstörungen im Bewegungssegment (Böhni u. a. 2015) sein. Mögliche Auslöser der entdeckten Hypermobilität sind in einem sensomotorischen sowie in einem biomechanischen Modell beschrieben. Die Notwendigkeit der richtigen Anpassung des BHs an die Körpermerkmale seiner Trägerin wird durch diese Studie unterstrichen.
Stichworte Büstenhalter, BH, Unterbrustband, Kypholordometer, Lordometer, Beweglichkeit, Brustwirbelsäule, Biomechanik, Kyphose, weibliche Brust, Busen.
Abstract (english)
Introduction: In physiotherapy sessions female clients often mention discomfort in the thoracic spine and the chest triggered by wearing bras. Furthermore, the Springing-test (P/A-test) appears to show stiffness in the region of the bra’s band in the thoracic spine. Those empiric findings led to investigate the influence of the bra’s band on the range of motion (ROM) of the thoracic spine, which has not been analysed so far. Methods: The mobility of the thoracic spine was measured on 29 healthy female subjects. Participants were between 30 and 60 years old and were used to wearing bras for at least 15 years. After having marked the localisation of the bra’s band ROM of the spine in the sagittal plane was measured with a kypholordometer. The shape of the spine (flexion, extension and neutral position) was plotted for each woman. ROM was then calculated on the basis of two curves, for example flexion-curve minus extension-curve for full range of motion. The design of this study allowed comparing ROM in the area of the bra’s band with ROM in the neighbouring areas. Furthermore, tension of the band was evaluated with a modified spring scale. Results: ROM in the area of the bra’s band is always higher (6.21°) than in the neighbouring segments right above (4.14°) and below (6.02°) the band. Those significant findings (p=0.005) stand in contradiction to the expectations that arose with P/A-testing. Furthermore, bra-size, and therefore breast-size, is positively correlated with tension on the band (mean value 910 grams). Moreover, the results show that more tension on the band leads to more hypermobility in the area of the band. Conclusion: The increase of ROM in the sagittal plane of the spine under the bra’s band is strongly significant and technically notable. Hypermobility can lead to an increase of the neutral zone (Panjabi 1992) and induce malfunction of the motion segment (Böhni u. a. 2015). Sensomotoric processing and biomechanical changes can possibly explain the cause of this so far unknown influence of the bra. All the more, this study shows again that it is important for women to use correctly fitted bras.
Keywords bra, bra band, kypholordometer, lordometer, range of motion, thoracic spine, biomechanics, kyphosis, female breast, bust.
1 Einleitung
Das Brustgewebe junger Frauen entwickelt mehr Festigkeit, wenn sie das Tragen von Büstenhaltern (BH) aufgeben, so Pierrot in ihrer Studie aus dem Jahr 2003 (Pierrot und Rouillon 2003). Diese Studie gab Anstoß zu großem medialen Interesse (Rouillon 2013a), und viele Frauen begannen die Funktion, die Notwendigkeit und die Auswirkung des BHs auf den Körper zu hinterfragen.
Die vorliegende klinische Studie versucht einen Zusammenhang zwischen dem Tragen von Büstenhaltern mit Unterbrustbändern (UBB) und Bewegungseinschränkungen in der Brustwirbelsäule aufzudecken. Dysfunktionen in der thorakalen Wirbelsäule können lokale Schmerzen verursachen, haben jedoch auch weitreichende Folgen für entferntere Körperabschnitte. So begünstigt eine hypomobile Brustwirbelsäule beispielsweise das Auftreten von Schulterimpingement (Meurer u. a. 2004). Auch Theisen konnte in ihrer Studie zur Beweglichkeit der Brustwirbelsäule bei von Schulterimpingement Betroffenen darstellen, dass die mittlere und untere thorakale Wirbelsäule vermehrte Hypomobilität aufweist (Theisen u. a. 2010).
Untersucherinnen und Untersucher befunden die thorakale Wirbelsäule unter anderem mit einem punktuellen Schub von posterior nach anterior. Der sogenannte P/A-Test gilt als Standardtest unter Manualtherapeutinnen und Manualtherapeuten und lässt Rückschlüsse auf die segmentale Steifigkeit zu. Jedoch, wie Binkley und auch Heiderscheit erarbeiteten, weist der P/A-Test an der Wirbelsäule eine geringe Reliabilität und Validität auf (Binkley u. a. 1995; Heiderscheit und Boissonnault 2008). Nichtsdestotrotz war es der häufig auffällige P/A-Test auf Höhe des BH-Verschlusses, der Anstoß zur genaueren Untersuchung des Steifigkeitsphänomens in der mittleren Brustwirbelsäule von Frauen gab.
Eine alternative Messmethode anstelle des P/A-Tests stellt das Kypholordometer dar. Dieses Messgerät bildet die Kontur der Wirbelsäule in der sagittalen Ebene ab. Ausgezeichnet durch bessere Validität als der P/A-Test (Barrett u. a. 2014) ermöglicht das Lordometer durch Subtraktion der Messkurven für Wirbelsäulenflexion und -extension die Berechnung von Beweglichkeit (ROM). Der Bau des in der vorliegenden Arbeit verwendeten Kypholordometers wurde vom Studienleiter in Auftrag gegeben, das Design orientierte sich rudimentär am Kypholordometer von Souza (Souza u. a. 2009).
Im Frühjahr und Sommer 2016 wurde die Wirbelsäulenbeweglichkeit von 29 gesunden Probandinnen in der Sagittalebene gemessen. Unmittelbar vor der Messung wurde der das Unterbrustband tragende Brustwirbelabschnitt markiert. Dadurch konnte in der statistischen Auswertung ein Beweglichkeitsvergleich zwischen Messabschnitten mit und ohne UBB angestellt werden.
Im Kapitel „Theoretische Grundlagen“ wird auf die physiologische Mobilität der Brustwirbelsäule und auf dessen Biomechanik eingegangen. Der methodische Teil der Arbeit stellt das Studiendesign vor und geht detailliert auf die Auswahlkriterien und die Beschaffenheit des Messinstrumentes ein. Am Ende der These werden die überraschenden Ergebnisse (p=0,005) präsentiert und interpretiert. In der abschließenden kritischen Diskussion und einem gewagten Blick in die Zukunft werden Hypothesen zum Wirkmechanismus des Unterbrustbandes anhand von zwei Modellen präsentiert. Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten können durch die Erkenntnisse aus dieser klinischen Studie Aufklärungsarbeit hinsichtlich möglicher Folgen des BH-Tragens an ihren Patientinnen leisten.
Die vorliegende Masterthesis ist mit der Auswirkung des Unterbrustbandes auf die Beweglichkeit der BWS in der Sagittalebene thematisch eng gefasst. Aus diesem Grund werden andere mögliche Auswirkungen des BHs, etwa auf das Brustgewebe oder den Schultergürtel, nicht betrachtet.
1.1 Hintergrund der Masterarbeit
Pierrot erforschte 2003 an 33 Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren die Auswirkungen des Nicht-Tragens von BHs. Die französische Ärztin kam in ihrer Longitudinalstudie zu dem Schluss, dass sich das Brustgewebe positiv anpasst und mehr Festigkeit entwickelt, wenn junge Frauen das Tragen von BHs aufgeben (Pierrot und Rouillon 2003). Die weite Verbreitung von BHs in Europa führt Pierrot vielmehr auf sozio-kulturelle Aspekte als auf medizinische Vorteile zurück.
Eine aktuelle Studie aus den Niederlanden erforschte 2010, dass rund 5% der ambulanten Patientinnen und Patienten in Holland aufgrund von Schmerzen in der Brustwirbelsäule (BWS) behandelt werden (Kleef u. a. 2010). Eine Querschnittsstudie die in den Jahren 2002 bis 2005 an 3710 Männern und Frauen durchgeführt wurde weist auf einen eindeutigen Geschlechterunterschied in der Inzidenz von thorakalen Schmerzen hin. Nach Fouquet et al. liegt die Inzidenzrate von thorakalem Schmerz bei Männern bei 5,2 von 100 und bei Frauen bei 10,0 von 100 untersuchten Subjekten (Fouquet u. a. 2015).
Die segmentale Beweglichkeit der Brustwirbelsegmente variiert in Abhängigkeit von Alter, Brustwirbelsegment und Geschlecht (Barrett u. a. 2014; Morita u. a. 2014). Eine mögliche Erklärung für die höhere Inzidenzrate von thorakalen Schmerzen unter Frauen könnte im Tragen von Büstenhaltern bzw. dem eng anliegenden Unterbrustband des BHs liegen. Das dem Thorax eng anliegende Textil könnte für thorakale Bewegungseinschränkungen verantwortlich sein und auch die Grundlage für thorakale Schmerzen bilden. Die aktuell schwache Studienlage zum Thema Büstenhalter wurde im Jahr 2013 von Medizin-Transparent.at, einem Informationsservice von Cochrane Österreich, unterstrichen:
„Ob das Nicht-Tragen von BHs medizinische Vorteile mit sich bringt, kann mangels Studien nicht beantwortet werden. Einige Studien weisen darauf hin, dass Büstenhalter Brustschmerzen verhindern können, die Arbeiten sind allerdings methodisch schwach und haben so gut wie keine Aussagekraft.“ (Wipplinger 2013) Auch Rouillon stellte fest, dass bis zum Jahr 2013 weltweit keine einzige Studie die Vorteile des BH-Tragens untersuchte (Rouillon 2013a).
1.2 Forschungsfragen und Hypothesen
Forschungsfragen und Hypothesen | |
Forschungsfragen | Forschungsfrage 1: Weisen Frauen nach mehrjährigem Tragen von Büstenhaltern mit Unterbrustband eine veränderte sagittale Beweglichkeit des betroffenen BWS-Abschnittes im Vergleich zu den Nachbarabschnitten auf? |
Forschungsfrage 2 (falls Forschungsfrage 1 bestätigt): Hat die Zugstärke der Einengung durch das Unterbrustband einen Einfluss auf das Ausmaß der Beweglichkeitseinschränkung? | |
Haupthypothese H1 | Durch die Nullhypothese (H0-1) wird angenommen, dass die Einengung des BWS-Abschnittes durch das Unterbrustband des BHs keinen Effekt auf die Beweglichkeit dieses Abschnittes hat. |
Durch die Alternativhypothese (H1-1) wird angenommen, dass die Einengung des BWS-Abschnittes durch das Unterbrustband zu einer veränderten Beweglichkeit in diesem Abschnitt führt. | |
Nebenhypothese H2
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Als Nullhypothese (H0-2) wird angenommen, dass das Ausmaß der Einengung nicht mit dem Ausmaß der Beweglichkeitsveränderung korreliert. |
Als Alternativhypothese (H1-2) wird angenommen, dass das Ausmaß der Einengung mit dem Ausmaß der Beweglichkeitsveränderung korreliert. |
Tabelle 1: Forschungsfragen und Hypothesen
1.3 PICO-Schema
Darstellung der Forschungsfrage im PICO-Schema | |
Population | Frauen die BHs tragen, BH-Verwendung mehr als 15 Jahre. |
Intervention | Es wurde keine Intervention gesetzt. Das Tragen von BHs stellt einen möglichen Einflussfaktor auf die Beweglichkeit der BWS dar. |
Comparison | Es wurde keine Kontrollgruppe gebildet. |
Outcome | Das Messgerät erfasst die Kontur der BWS. Eine trigonometrische Formel berechnet auf Basis dieser Distanzmessung den Winkel an einzelnen Messpunkten. Als Ausdruck von Beweglichkeit pro Messstelle wird die Differenz der Winkel bei Flexion, Extension und Neutralposition berechnet. |
Tabelle 2: PICO-Schema
1.4 Ziel der Arbeit
Durch diese klinische Studie sollen die negativen Auswirkungen des BH-Tragens auf das Bewegungsverhalten der Brustwirbelsäule dargestellt werden. Die Studie dient der Untermauerung von Pierrots Arbeit, in welcher vor allem soziokulturelle Aspekte und keine medizinischen Vorteile durch das Tragen von Büstenhaltern identifiziert wurden (Pierrot und Rouillon 2003).
In vergangenen Studien wurde der Forschungsschwerpunkt auf BH-Trägerbänder und die Brustgröße gelegt (Coltman u. a. 2015). Die Auswirkung der Unterbrustbänder von BHs ist noch nicht erforscht. Eine naheliegende Auswirkung dieses Hauptlastträgers des Brustgewichts könnte jedenfalls in der Mobilität der Brustwirbelsäule zu finden sein. Die Frage, ob dabei die Spannungsintensität als beitragender Faktor anzusehen ist, wurde im Studiendesign berücksichtig und Messwerte dazu als Nebenparameter erhoben.
Durch die Erkenntnisse aus dieser Studie soll neues Wissen zu den Auswirkungen des Unterbrustbandes auf die Brustwirbelsäule generiert werden. Therapeutinnen und Therapeuten sollen zukünftig Kundinnen im Rahmen von edukativen Maßnahmen über mögliche Folgen von schlecht angepassten BHs aufklären können.
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Die wichtigsten Wirkstoffgruppen bei Mooranwendungen stellen Huminstoffe und Östrogene dar. Huminsäure ist die am besten untersuchte Substanz im Torf. Über die Haut sowie Schleimhäute aufgenommen, erschwert sie die Neuaufnahme von Giftstoffen und fördert die Ausscheidung von in Zellen eingelagerten Schlackstoffen. Zudem beruhigt die vom Körper absorbierte Huminsäure ist die am besten untersuchte Substanz im Torf. Über die Haut sowie Schleimhäute aufgenommen erschwert sie die Neuaufnahme von Giftstoffen und fördert die Ausscheidung von in Zellen eingelagerten Schlackstoffen. Zudem beruhigt die vom Körper absorbierte Huminsäure die Nervenenden und trägt sekundär zur Entspannung der glatten und quergestreiften Muskulatur bei. Ebenfalls nachgewiesen ist die entzündungshemmende Wirkung der im Peloid enthaltenen Huminsäure welche durch den verminderten Abbau von Arachidonsäure erklärt wird. Die Öffnung der Kalziumkanäle führt global zur Aktivierung der Zellen (vgl. Göcke, 1993, p. 115-116 in Hollensteiner, 2004, S. 12ff). Hübner merkte 2002 an, dass das Grundproblem der Anerkennung von Torf als Wirkstoff in der Untersuchungsmethodik liegt. Da in einem Huminstoffpräparat kein Molekül dem anderen gleicht ist es bis dato nur schwer möglich, eine einzelne Wirkkomponente im Peloid zu identifizieren (vgl. Hübner, 2001 in Zeitschrift: forschende Komplementärmedizin, 2002, S. 45).
Die Hyaluronidasehemmung ist die zweite wesentliche biochemische Wirkung von Torf. Im Torf gelöste Östrogene hemmen das Enzym Hyaluronidase, das im Wesentlichen für den Abbau von Hyaluronsäure zuständig ist (vgl. Amelung, 2011, S. 264ff). Durch die Hyaluronidasehemmung steht vermehrt Hyaluronsäure zur Verfügung. Hyaluronsäure ist Bestandteil der Zellmatrix und vor allem im Knorpelgewebe verantwortlich für Druckfestigkeit, Wasserspeicherung und Schmiermittelfunktion. Das Krankheitsbild der Arthrose (Gelenkabnutzung) scheint bezüglich der östrogenen Wirkung der Moorbadetherapie als Hauptprofiteur.
Neben der kurz umschriebenen biochemischen Wirkung von Torf stellt die thermische Wirkung den zweiten Grundpfeiler einer klassischen Moortherapie dar. Torf speichert Wärme länger als andere Trägerstoffe und gibt diese äußerst kontinuierlich ab. Im Moorwasser liegt der "...Thermoindiffernzpunkt, also der Punkt, ab dem der Wärmestrom vom Medium zum Körper hin gerichtet ist, bei 38 Grad Celsius und damit deutlich höher als im Wasserbad." (Naucke, 1975 in Hollensteiner, 2004, S. 10) Auf diesem Weg können dem Körper, im Vergleich zu normalem Badewasser, eine bis zu siebenmal höhere Wärmemenge zugeführt und selbst tiefe Organbezirke versorgt werden. Bei der üblichen Verabreichung von Bädern zwischen 37,5° und 41°C für die Dauer von 20 Minuten erhöht sich die Körperkerntemperatur um bis zu 2 Grad Celsius. Diese Hyperthermie bleibt nicht auf die Dauer des Bades beschränkt sondern kann durch die anschließende Ruhephase in der Moor-Teilpackung noch verlängert werden. Moorpackungen wirken im Gegensatz zu Moorbäderrn sehr konzentriert und lokal.
Die mechanische Wirkung von Moorbädern entsteht vor allem durch das höhere spezifische Gewicht von Badetorf im Vergleich zum menschlichen Körper. In Moorbädern herrscht ein größerer Auftrieb als in reinen Wasserbädern - die so erreichte Scherelosigkeit vermittelt dem Badenden einen tiefen Entspannungszustand. Moorschwebstoffbädern sind gegenüber Moorbreibäder weniger belastend für das Herz-Kreislauf-System, das geringere spezifische Gewicht des Schwebstoffbades erzeugt jedoch etwas weniger Auftrieb als ein Breibad. Der orthostatische Druck des Moorwassers führt im peripheren Gewebe zu einer Entwässerung des Interstitiums. Im artieriellen System sinken systolischer und diastolischer Blutdruck geringfügig, lokale Regulationsmechanismen der Arterienwände bewirken eine Tonusabnahme der Gefäßmuskulatur.
Therapiekrise - Kurkrise - Reaktion
Charakteristisch für eine intensive Moortherapie mit Bädern und Packungen sind mitunter auch heftige körperliche Reaktionen. Chronisch-entzündliche Krankheitsformen (z.B. Rheumatoide Arthritis) reagieren meist häufiger und stärker als degenerative Erkrankungsformen (z.B. Arthrose) ohne entzündliche Komponente. Die stärksten Reaktionssymptome treten nach Ende der ersten Therapiewoche auf. Die Stärke der Reaktion oder auch das Fernbleiben einer Therapiekrise hat keinen Einfluss auf den Therapieerfolg (vgl. Amelung, 2011, S.266).
Quellennachweise
Hollensteiner, Björn (2004). Beeinflussung der cutanen Druckschmerzwellen durch eine Ganzkörper-Moortherapie bei 40°C.
Dissertation, Universität Münster. Download 13.3.2009.
Link: http://miami.uni-muenster.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2037/gkmt.PDF
Amelung, Walther (Hrsg.) (2011). Balneologie und medizinische Klimatologie. Teil 2: Balneologie. Berlin: Springer-Verlag.
Forschende Komplementärmedizin und Klassische Naturheilkunde
(2009. Ausgabe 9. Moortherapie in der Rehabilitation - aktueller Stand der Forschung.
Download 10.9.2009. Link: www.karger.com/journals/fkm
Weiterführende Literatur: Gutenbrunner, Christopf (2004). Handbuch der Balneologie und medizinischen Klimatologie. Berlin: Springer-Verlag. Zu finden in: Unibibliothek AKH Wien